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Ende der Verbrennungsmotoren in der EU bis 2035?

Die Europäische Kommission beschloss Mitte Juli, bis zum Jahre 2035 den Verkauf von Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zu stoppen. Als Ersatz soll vor allem ein elektrischer Antrieb dienen. Dieser Schritt erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu welchem ein Großteil der Automobilunternehmen das Ende der Verbrennungsmotoren im Horizont von 15 Jahren bekanntgegeben hat. Was bedeutet dies für die Vertragshändler?

Die EU beabsichtigt, in den Emissionen härter durchzugreifen

Der Europäischen Gemeinschaft gelingt es nicht, die ursprünglichen Ziele einer Verringerung der CO2-Emissionen (nicht nur) im Autoverkehr zu erfüllen. Im Kontext der Unbilden des Wetters im Juli, die umfangreichen Überschwemmungen in Belgien, Deutschland sowie in den Niederlanden, einen Tornado in Tschechien bzw. eine unerwartete Hitzewelle in Spanien zur Folge hatten, wird die Diskussion über den Klimawandel immer heftiger geführt. Der Verkehr ist nach Ansicht der EU-Kommissarin Adina Vălean für 29 % der Emissionen aller Treibhausgase in der EU verantwortlich (12 % haben Personenkraftwagen auf dem Gewissen). Die Kommission will diese Emissionen bis zum Jahre 2050 um 90 % reduzieren, wobei das Verbot von Verbrennungsmotoren bei Personenkraftwagen und Kleintransportern das Schlüsselinstrument sein soll.

Einige Hersteller gehen auf die Barrikaden

Derzeit handelt es sich immer noch um einen Vorschlag, gegen den sich einige Vertreter der Automobilindustrie, jedoch auch Politiker stellen. Der deutsche EU-Abgeordnete Peter Liese ließ unter anderem verlautbaren, dass das Ende der Verbrennungsmotoren im Jahre 2035 ein grundsätzliches Problem für die Hersteller der Komponenten für Verbrennungsmotoren sein könnte. Im Europaparlament ist er hierbei nicht der Einzige, der gegen den gegenwärtigen Vorschlag Vorbehalte hat. Und was wird weiter passieren?

Alle zwei Jahre soll ein Bericht erstellt werden, in welche Richtung sich der Markt entwickelt, und im Jahre 2028 soll die vollständige Revision der Verordnung erfolgen. Derzeit dürfen die in der EU verkauften Autos 95 g CO2/km produzieren, bis zum Jahre 2030 sollen es um 55 % weniger und ab dem Jahre 2035 absolut null sein. Bei Kleintransportern sind es derzeit 147 g CO2/km, bis zum Jahre 2030 soll sich dieser Wert um 50 % verringern und ab dem Jahre 2035 ebenfalls den Wert Null erreichen. Die Erteilung einer Ausnahme können bis zum Jahre 2030 lediglich kleine Hersteller mit einer Jahresproduktion von 1.000 bis 10.000 Pkw bzw. 22.000 Lieferwagen beantragen. Eine absolute Ausnahme haben Kleinhersteller bis 1.000 Wagen jährlich. Die Europäische Kommission ließ bereits von sich hören, dass sie Vorschläge für die Unterstützung des Verkaufs von Elektroautos vorbereitet, die spätestens im Jahre 2030 Wirksamkeit erlangen sollen. Auf den Schlüsselmärkten in Frankreich oder Deutschland existieren bereits ähnliche Programme, was zu einem raketenartigen Anstieg der Verkäufe von Elektroautos beiträgt.

Den Elektroautos fehlt die Infrastruktur

Das kardinale Problem, auf welches insbesondere die Hersteller hinweisen, ist die unzureichende Ladeinfrastruktur. Einige Vertreter der Automobilhersteller kritisieren daher scharf die Europäische Kommission und deuten an, dass die Erreichung des gestellten Ziels völlig irreal und abwegig ist, sofern die EU nicht in die Ladeinfrastruktur investiert.   Die Europäische Kommission reagierte darauf mit dem Vorschlag der obligatorischen Errichtung öffentlicher Ladestationen (aus öffentlichen Geldern) an den Hauptstraßenverbindungen im Abstand von 60 km bis zum Jahre 2025. Bis zum Jahre 2030 sollen in der EU insgesamt 3,5 Millionen öffentliche Ladestationen bestehen, und bis zum Jahre 2050 sollen es 16,3 Millionen sein. Ladestationen errichten parallel hierzu jedoch auch die Hersteller selbst, sei es Tesla oder das Konsortium Ionity, hinter welchem BMW, Ford, Hyundai, Mercedes-Benz, Volkswagen, Audi und Porsche stehen.

Die Vertragshändler und die Werkstätten sind auf Elektroautos nicht vorbereitet

Das Problem mit den Elektroautos berührt bald jedoch auch die Vertragshändler. Diese verkaufen zwar bereits Elektroautos, jedoch ist für sie ihre Infrastruktur nicht absolut angepasst. Die Vertragshändler sind einfach nicht darauf vorbereitet, dass sie parallel mittels Schnellladen vielleicht 15 Vorführwagen auf einmal aufladen, ganz zu schweigen vom Aufladen der Wagen in der Werkstatt.   Die Errichtung der Ladestationen ist hierbei zeitlich und finanziell aufwendig. Zahlreiche Händler werden obendrein mit einer unzureichenden Kapazität des Übertragungsnetzes konfrontiert sein, auch bei 10 Schnellladestationen einer Leistung von 150 kW wird es nämlich erforderlich sein, die Kapazität des elektrischen Anschlusses um ehrenwerte 1,8 MW zu erhöhen, was die Abnahme einer mittelgroßen Fabrik ist. Auf das gleiche Problem stößt im Übrigen auch die Europäische Union. Für den Umstieg auf Elektroautos müssen das elektrische Übertragungsnetz sowie die Stromerzeugungskapazitäten erheblich verstärkt werden.

Ein weiteres Problem werden die Service-Einrichtungen, die Werkstätten, sein. Für die Instandsetzung und Wartung der Elektroautos werden außerdem neue Werkzeuge, jedoch auch ein abweichendes Umfeld erforderlich sein.   Dies wird insbesondere den Umgang mit den Akkus betreffen, die höchst brennbar, explosiv, empfindlich gegen mechanische Beschädigung und vor allem schwer sein werden. Während die Übertragungssysteme für die Entnahme des Verbrennungsmotors seit Jahrzehnten zur üblichen Ausstattung einer Werkstatt gehören, ist die Ausrüstung für den Umgang mit den Akkus (und der hierzu unbedingt erforderliche Raum) derzeit keineswegs der Standard der Werkstätten. 

Bereiten Sie sich rechtzeitig auf eine Revolution vor

Die unabdingbaren Vorbereitungen für die Händler und Werkstätten könnten somit insgesamt in drei Kategorien gegliedert werden.  Die erste ist die Ladeinfrastruktur, ganz zu schweigen davon, dass so eine vergünstigte Ladesäule für die Kunden auch ein interessantes Geschäftsinstrument sein kann. Die zweite Kategorie ist der Service und sein Umfeld. Beides wird massivere Investitionen in grundsätzlichere Umrüstungen mit langfristigem Rückfluss erfordern. Die dritte Kategorie ist dann das Geschäft. Dieses wird sich markant verändern, da sich die Kunden auf einmal für völlig andere Parameter als bisher interessieren werden – die Reichweite, die Ladegeschwindigkeit, die Verfügbarkeit der Ladestationen an ihrem Wohnort, die Geschwindigkeit bei einphasiger Aufladung (zu Hause mittels eines 230V-Ladegerätes) u. Ä. Ein Tool, welches die Händler hierauf vorbereiten kann, ist beispielsweise das spezialisierte Automotive CRM  von Konica Minolta.  Dieses ermöglicht nämlich einen komplexen 360°-Blick auf den Kunden von seinen Interaktionen mit den Händlern, dem Service bis hin zu den Beiträgen in den sozialen Netzwerken, wodurch sie für ihn leichter ein geeignetes Elektroauto auswählen, auch auf gezielte Förderanreize reagieren können, welche die EU gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten derzeit vorbereitet. Und wie immer – gewinnen auf dem Markt diejenigen, die in der Lage sind, sich am schnellsten anzupassen.

Verwendete Quellen

https://www.reuters.com/business/retail-consumer/eu-set-call-time-combustion-engine-within-two-decades-2021-07-13/

https://fortune.com/2021/07/14/automakers-europe-ban-of-new-combustion-engine-cars-by-2035/

https://europe.autonews.com/environmentemissions/europes-co2-emissions-target-2035-will-ban-sales-combustion-engine-cars

https://www.euractiv.com/section/electric-cars/news/eu-signals-end-of-internal-combustion-engine-by-2035/

 

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